GreenLabs
Als Biologie-Studierende an der TU Kaiserslautern genießen wir die Besonderheit schon ab dem ersten Bachelorsemester im Labor arbeiten zu dürfen, um am Ende des Studiums bestens auf das typische Arbeitsumfeld eines/r Biologen/in vorbereitet zu sein. Wir lernen zu mikroskopieren, mit DNA zu arbeiten, Proteine zu analysieren und vieles mehr. Von studentischer Seite kam nun der Wunsch den praktischen Anteil der Lehre auszubauen, nämlich mit einem zusätzlichen Fokus auf die Nachhaltigkeit.
Das Logo der GreenLabs Initiative der TU Kaiserslautern.
Wieso ist das alles nötig?
In einem meiner ersten Laborpraktika machte ich die ausschlaggebende Erfahrung. Auf jedem Labortisch standen Reaktionsgefäße, Aufsätze für Pipetten und ein Tischmülleimer − alles aus Plastik. Wir lernten, wie man mit einer Pipette Mikroliter-Mengen von einem Gefäß ins andere überführt. Und nach jeder Probe wurde der Pipettenaufsatz weggeworfen, um eine Kontamination der nächsten Probe zu vermeiden. Am Ende des Tages war mein Mülleimer voll mit Plastik. Als jemand, der gerade dabei war, die persönliche Müllproduktion zu verringern, hat mich das ziemlich schockiert.
Neben dem Thema Abfall ist auch der Energieverbrauch in Laboren ein Punkt, der mich zum Nachdenken gebracht hat. Gefrierschränke, Zentrifugen, Sterilbänke, Abzüge − die Summe ergibt, dass typische Labore circa 50 % des Energieverbrauchs auf einem Universitätscampus ausmachen!
Auch wenn man als Biologe/in mit seiner Arbeit nur Gutes bezwecken möchte, sei es Krebs zu bekämpfen, Pflanzen zu schützen oder die Meere zu erhalten, der Energieverbrauch und die Müllproduktion bei der Forschung im Labor bleiben selbstverständlich nicht aus.
Das GreenLabs-Konzept
Aber es gibt Möglichkeiten diese negativen Auswirkungen zu verringern. Viele Einrichtungen haben bereits das GreenLabs-Konzept aufgegriffen. Dabei soll die Arbeit im Labor so nachhaltig wie möglich gestaltet werden, um den Müll- und Energieverbrauch drastisch zu verringern. Das beinhaltet einfache Handgriffe, wie beispielweise das Nutzen von Standby-Funktionen der Laborgeräte oder sorgfältiges Wertstoffrecycling. Aber es können auch größere Veränderungen in Betracht gezogen werden, wie die Neuanschaffung von energieeffizienteren Gefrierschränken oder der Wechsel zu einem regionalen Materiallieferanten. Letztendlich sollen alle Beteiligten im Labor erkennen, wie sie dazu beitragen können diesen Arbeitsplatz positiv zu verändern.
Der Fachbereich Biologie im Wandel
An der TUK ist die Biologie nun der erste Fachbereich, der dieses Konzept lehrstuhlübergreifend aufnimmt und umsetzt. Jede Arbeitsgruppe der Biologie hat eine beauftragte Person für Nachhaltigkeit, die als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Bei gemeinsamen Meetings werden Themen diskutiert, die den gesamten Fachbereich betreffen. Um das Konzept auch an die Studierenden weiterzutragen, hat der Fachbereich beschlossen vor den Laborpraktika, zusätzlich zu den Sicherheitsunterweisungen, eine Einführung zum Thema nachhaltiger Laborarbeit zu geben.
Ein Vorreiter bei diesem Thema ist Prof. Dr. Stoeck (Fachgebiet Ökologie). Seine Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, Dienstreisen zu vermeiden, wenn diese beispielsweise durch Online-Veranstaltungen ersetzt werden können. Außerdem werden zur CO2-Kompensation von essenziellen Forschungsreisen, Bäume auf dem TUK Campus gepflanzt.
Die Hochschulgruppe des BUND hatte die Idee ein Poster zu entwerfen, wodurch alle Zugehörigen des Fachbereichs Biologie zu nachhaltigen Verhaltensweisen im Labor ermutigt werden sollen. Das Poster liefert Fakten zum Verbrauch der wichtigsten Geräte und praktische Tipps, wie jeder einzelne im Laboralltag umweltfreundlicher Arbeiten kann. In Kürze werden die Poster in den Gebäuden des Fachbereichs präsentiert.
Wenn wir es mit dem Projekt GreenLabs schaffen, dem wissenschaftlichen Nachwuchs schon heute die Augen für das Thema Nachhaltigkeit im Labor zu öffnen, ist ein großer Schritt getan. Für mich persönlich war es eine großartige Erfahrung die Vision eines „grünen“ Fachbereichs vor Dozierenden zu äußern und so viel positives Feedback und Unterstützung in der Umsetzung zu bekommen. Gleiches gilt für meine Teammitglieder von der BUND-Hochschulgruppe, die für das Projekt recherchiert, geplant und entworfen haben.
Sollte dieser Artikel eure Neugierde zu dem Thema nachhaltiger Arbeit im Labor geweckt haben, stehen Prof. Dr. Stoeck und ich gerne für Fragen zur Verfügung.
Über die Autorin
Ich heiße Sophie Eisele und habe kürzlich meinen Bachelor in Biologie an der TUK abgeschlossen. Aktuell studiere ich im Masterstudiengang „Biology“. Seit 2017 bin ich Mitglied in der Hochschulgruppe des BUND. Im Jahr 2019 bin ich dem Fachausschuss für Studium und Lehre Biologie als studentisches Mitglied beigetreten, wo ich mich für das GreenLabs-Projekt eingesetzt habe.
Ansprechpersonen:
- Prof. Dr. Thorsten Stoeck: stoeck@rhrk.uni-kl.de
- Sophie Eisele: eisele@rhrk.uni-kl.de
Weitere Informationen auf der Seite des Fachbereichs Biologie